Geschichte der Stadt Bacharach mit Impressionen

Burg Stahleck
Endlich als Krönung auf dem Gipfel des Berges die efeuumsponnene Verzahnung der Burg Stahleck, der Residenz der Pfalzgrafen aus dem 12. Jahrhundert.

Das alles ist Bacharach, dieser märchenhafte Ort, der von Sagen und Legenden umworben." Diese Beschreibung entnehmen wir dem Reisebuch "Le Rhin" von Victor Hugo, der mit Heinrich Heine und anderen zeitgenössischen Dichtern und Malern in der ersten Hälfte d. 19. Jahrhunderts die Rheinromantik in Bacharach entdeckte.

"Bacharach ist das älteste Stück menschlicher Niederlassung, das ich in meinem Leben gesehen habe. Es ist die alte Bacchi ara. Jäh aus dem Wasser steigt ein vulkanischer Fels, der den Namen Ara Bacchi - Altar des Bacchus - trägt.

Über der Peterskirche aus dem 11. Jahrhundert sieht man auf halber Höhe die Ruinen der Wernerkapelle aus dem 15. Jahrhundert aus rotem Sandstein, ohne Türen, ohne Dach und ohne Fenster. Ein prächtiges Gerippe, daß seine feinen Umrisse vom Himmel abhebt. 
Wernerkapelle

Bacchus von Bacharach Klaus-Jürgen Heidenreich Bacharach ist keine römische Gründung, auch wenn man sie lange Zeit auf den sog. Bacchusstein, den Elter- bzw. Altarstein lateinisch "Bacchi ara", berufen hat. "Bacchi ara" war ein Schieferfelsen in Altarform im Rhein, auf dem der Legende nach in guten Weinjahren dem Weingott Bacchus zu Ehren Opfer dargebracht wurden. Leider ist dieser symbolträchtige Felsen er lag zwischen der Insel Heyles´en Werth und dem rechten Rheinufer, nach 1850 bei der Rheinregulierung weggesprengt worden.

Dafür weiß man aber, daß Bacharach schon vor den Römern existiert hat, und sein Name auf keltische Besiedlung Baccaracum zurückzuführen ist. Erstmalige urkundliche Erwähnung im Jahre 923. In weiteren Urkunden aus den Jahren 1019/20 ist von der Übertragung von Weinbergen und Zehntrechten an Kölner Kirchen die Rede.

Die im 11. Jahrhundert errichtete Burg Stahleck war zuerst Sitz der erzbischöflichen Vögte von Köln; im 12. Jahrhundert Residenz der Pfalzgrafen und Zentrum der Pfalzgrafschaft bei Rhein.

Im Jahre 1194 fand hier die Hochzeit der Agnes von Stahleck, Tochter des Pfalzgrafen Konrad von Hohenstaufen, einem Halbbruder von Friedrich Barbarossa, und Heinrich dem Welfen, einem Sohn Heinrich des Löwen, statt, womit die jahrzehntelange Feindschaft zwischen den beiden Fürstenhäusern beendet wurde.

Die auf dei Hohenstaufen folgende Herrschaft der Welfen war nur von kurzer Dauer, nämlich bis 1214. Im gleichen Jahr ging die Pfalzgrafschaft, aus der sich die spätere Kurpfalz entwickelte, auf das Haus Wittelsbach über, zu dem Bacharach fast 600 Jahre bis zur französischen Revolution gehörte.

Nach der Befreiung durch Blücher 1813/14 wurde Bacharach preußisch, um nach dem letzten Krieg bei der Gebietsform wieder in seine frühere Kurpfalz zurückzukehren, wenn man diese mit dem heutigen Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz identifiziert.

Ansicht von Bacharach
Historische Altstadt von Bacharach Seine wirtschaftliche Blütezeit erlebte Bacharach im Mittelalter vom Beginn des 13. Jahrhunderts an. Durch seine günstige Lage am Rhein war es der wichtigste Handels-, Stapel- und Umschlagplatz für Wein und Holz. Neben dem Bacharacher Zoll (erste Erw. 1226), der die Haupteinnahmequelle des Landsherrn bildete, wurde die Bezeichnung "Bacharacher" ein Begriff für die von hier in alle europäischen Länder verschifften Weine. Von 1214 bis 1508 unterhielten die Pfalzgrafen eine Münzstätte und prägten u.a. den Bacharacher Goldgulden. Mit dem Aufstieg zur Handelsmetropole wuchs auch die politische Bedeutung. 1254 wurden Bacharach und Diebach in den rheinischen Städtebund aufgenommen. 1314 erfolgte hier in einer Fürstenversammlung die Wahl Ludwigs des Bayern zum deutschen König. Das Jahr 1317 brachte die Verkündigung des "Bacharacher Landfriedens" mit dem Verbot von Ritterstreitigkeiten und Einführung neuer Zölle. 1349 fand die Hochzeit Kaiser Karls IV. mit Anna, Tochter des Pfalzgrafen Rudolf, auf Burg Stahleck statt. Der Bau der Stadtbefestigung erfolgte in den Jahren 1344-1364. Im Jahre 1356 erhielt Bacharach Stadtrechte. 1545 fand die Reformation Eingang in das Viertälergebiet.

Der wirtschaftliche Niedergang setzte mit dem 30jährigen Krieg ein. Die Stadt verlor in der Folgezeit ihre Vormachtstellung als größter Weinstapelplatz, nicht zuletzt durch die unwirtschaftlichen Rheinzölle. Ansätze zur Wiederbelebung der früheren Metropole wurden durch die kriegerischen Ereignisse Ende d. 17. Jahrhunderts (Pfälzischer Erbfolgekrieg) und des 18. Jahrhunderts (Franz. Revolution und napoleonische Eroberung) weitgehend zunichte gemacht. Die angestrebte Regeneration konnte erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts nach und nach verwirklicht werden.

Mit der Öffnung des "Binger Lochs" als dem größten Schifffahrtshindernis am Mittelrhein, der anschließenden Rheinregulierung und der Einführung von Dampfschiffen wurde der geschichtsträchtige Warenhandelsplatz von den Landebrücken für Personenschiffe eingenommen. An der Stelle des ehemaligen Kranenschiffes zwischen Münztor und Zolltor drängten sich seit dieser Zeit die vielen Ausflugsschiffe, deren Passagiere wie Victor Hugo die Rheinromantik in Bacharach sehen und bewundern, aber auch den berühmten "Bacharacher" genießen wollen.

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